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Aus der Presse …

Der historische Kachelofen im Gebrauch

Welchen Unterhalt benötigt ein traditioneller Kachelofen? 

Der hauptsächliche Unterhalt ist das Ausstreichen des Feuerraumes. Dabei werden das Gewölbe und die Rückwand mit einer flüssigen Lehmschicht bestrichen, die den Stein vor dem Feuer schützt und dafür sorgt, dass die Fugen nicht ausbrennen. Bei täglichem Gebrauch ist dieser Unterhalt alle drei bis vier Jahre nötig. Wenn die alte Schicht nicht mehr komplett ist und Stein und Fugen sichtbar werden, sollte der Ofen ausgestrichen werden. 

Was sind die Gründe für das Neuaufsetzen eines Ofens? 

Bei vernachlässigtem Unterhalt oder bei Überhitzung können sich Steine lösen. Wenn die Schamottierung im Inneren auf den Kachelmantel drückt, kann es zu Rissen an den Kacheln kommen. Breite Fugen sind erste Alarmzeichen. Das Neuaufsetzen eines Ofens ist eine aufwendige Arbeit. Die Kacheln werden beschriftet, der Ofen abgebaut, die Kacheln gereinigt und falls nötig geflickt. Dem Kachelmantel sollten möglichst keine neuen Teile hinzugefügt werden. Besser ist es, die alten Kacheln zu flicken. Nach etwa einem Jahr in Gebrauch, wenn der Ofen seine Grundposition gefunden hat, werden die Risse mit Farbe retuschiert. Der Innenaufbau geschieht in traditioneller Weise, aber nach heutigen technischen Erkenntnissen. 

Das heisst, dass das Innenleben u.U. ein anderes ist als vor dem Neuaufsetzen? 

Ja, denn die Schamottierung historischer Öfen ist teilweise sehr dünn. Beim gotischen Turmofen im Fürstenzimmer von Kloster St. Johann in Müstair beispielsweise, wurde praktisch im Kachelraum gefeuert. Dieser von den Schwestern heute noch genutzte Ofen wurde so aufgesetzt, dass an den Kacheln kein Schaden mehr entstehen kann. 

Mit welchen Materialien arbeiten Sie? 

Bei historischen Öfen ist es fundamental, keine zementhaltigen Mittel oder Klebemörtel zu verwenden. Solche Materialien sind zwar billiger und trocknen schneller, doch sie sind kaum rückbaubar und führen zwangsläufig zu Kachelverlusten beim nächsten Neuaufsetzen. Die Demontierbarkeit ist grundlegend im Ofenbau, sowohl im Innenausbau wie auch beim Kachelkörper. Deshalb sollte mit traditionellen Materialien gearbeitet werden, wie Lehm, der sich im Wasser auflöst. Wir kaufen den Lehm als ungebrannte Backsteine, die wir in der Werkstatt in Wasser einlegen. Mit verschiedenen Sanden erstellen wir die nötigen Lehmgemische - nicht anders als vor 100 Jahren. 

Sie haben im Landesmuseum Zürich Pfau-Öfen umgesetzt. Welchen Herausforderungen begegneten Sie? 

Die Schwierigkeit bestand v.a. darin, dass die Kachelhüllen bereits mehrfach umgesetzt worden waren und die Kacheln aufgrund unterschiedlicher Winkelvorstellungen teils so beschnitten und verhämmert waren, dass die Öfen immer kleiner wurden. Meine Aufgabe bestand darin, die Ofenkörper wieder in ihrer ursprünglichen Grösse aufzubauen. Der Abbau einer solchen Kachelhülle dauert zwei, der Aufbau acht Wochen. 

Verblassen die Farben der Kacheln mit den Jahren? 

Das ist das Faszinierende an historischen Kacheln: Ihre Farben sind auch nach Jahrhunderten unverändert. Vor einiger Zeit sind wir auf alte Kacheln von David Sulzer gestossen. Reinigt man diese mit Wasser und Bürste, kommt ihre ursprüngliche Farbigkeit und Leuchtkraft wieder hervor. Manchmal findet man auch Fingerstriche und Fingerabdrücke und ist dem Ofenbauer von vor 300 Jahren plötzlich sehr nahe. 


Interview: Raya Hauri in www.domusantiqua.ch

Fredi Mathys ist gelernter Hafner und spezialisiert auf historische Kachelöfen. Er hat zahlreiche Öfen neu aufgebaut, dies sowohl im Auftrag von Privatpersonen wie auch von Museen und Klöster, wie dem UNESCO Welterbe Kloster St. Johann Müstair, Schloss Kyburg, dem Landesmuseum Zürich oder Schloss Greifensee. www.fredimathys.ch