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Aus der Presse …

Aargauer Zeitung: 200 Jahre alt, aber besser als eine Zentralheizung

 

Der Ofen bröckelt von innen

„Der Kachelofen war bei uns regelmässig in Betrieb. 2009 entdeckten wir, dass sich Steine im Ofengewölbe gelockert hatten“, erklärt die Besitzerin des Schlössli Andrea Wicki. Nach einem Augenschein durch den Hafner Fredi Mathys stellt sich heraus, dass die Brennkammer kaputt ist. „Es bestand die Gefahr, dass die Decke des Ofens einbricht. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren“, erklärt Mathys den Schaden. Damit eine neue Brennkammer gebaut werden kann, muss der Ofen Kachel für Kachel ab- und wieder aufgebaut werden. Zwei Jahre musste die Familie Wicki auf die Restauration warten: „Historische Öfen müssen durch einen Spezialisten auf- und abgebaut werden. Mathys hatte einen Auftrag im Landesmuseum fertigzustellen“, erklärt Wicki das Warten.

Seit Anfang Oktober ist Mathys mit dem Kachelofen beschäftigt. Rund 40 Arbeitstage benötigt er für den Ab- und für den Aufbau. Mit einem Holzhammer hat er jede einzelne Kachel gelöst und sie von Hand in einem Wasserbad von Lehm und Kieselsteinen befreit. Damit die Kacheln wieder dort sind, wo sie hingehören hat er jede einzelne beschriftet. „Der Ofen darf seinen Charakter nicht verlieren“, betont Mathys. Die Herausforderung? „Es macht mir Freude, dieses alte Stück wieder zum Leben zu erwecken.“ Er brauche vor allem Ruhe bei der Arbeit. „Natürlich muss man wissen, was man tut und welche Materialien man verwenden muss, damit der Ofen weitere Jahrhunderte hält“, fügt Mathys hinzu. Die Flusskieselsteine habe er selber aus der Thur geholt.

Vollständiger Abbau ist selten

Da das Schlössli seit 64 Jahren unter kantonalem Denkmalschutz steht, wird die Arbeit am Kachelofen von der Denkmalpflegerin Isabel Haupt betreut und dokumentiert. „Es handelt sich um die erste Restauration des Ofens seit dem Umbau des Schlössli um 1800. Wir unterstützen die Familie dabei fachlich und finanziell“, erklärt sie. Der Kanton beteilige sich mit knapp 15 Prozent an den Kosten. Wie hoch diese sind, darüber will niemand Auskunft geben. „Für mich ist dieser seltene Louis-XVI-Kachelofen ein ganz besonderes Schmuckstück“, freut sich Haupt. Dass ein Ab- und Wiederaufbau eines historischen Ofens mitverfolgt werden könne, gebe es zudem selten.


Bis in zwei Wochen wird der Hafner seine Arbeit am Ofen beendet haben – einen Moment, den die Familie Wicki kaum erwarten kann. Dann werden sie den Ofen wieder anfeuern können und die „angenehme Wärme geniessen, die eine Zentralheizung nicht bieten kann“, sagt Wicki. Gebacken wird in dem Ofen übrigens auch: „Wir freuen uns auf ein knuspriges Brot aus dem neuen alten Kachelofen“, freut sich Wicki.

SCHLÖSSLI: SEIT 400 JAHREN IM BESITZ VON BADENER FAMILIEN

Das märchenhafte Schlössli in Ennetbaden ist kein herkömmliches Schloss. Es ist ein Herrschaftshaus, das seit dem Kauf durch den Baumeister Louis Mäder im Jahr 1896 noch heute im Besitz der traditionsreichen Badener Familie ist. Besitzerin in der vierten Generation ist Andrea Wicki(-Mäder) zusammen mit ihrem Mann. Sie bewohnen das geschichtsreiche Haus seit 13 Jahren zusammen mit ihren drei Kindern.

Wann das Schlössli gebaut wurde und wie es genau ausgesehen hat, ist unbekannt. Andrea Wicki erklärt gegenüber der az Aargauer Zeitung, dass auf einem Holzschnitt von David Kandel aus dem Jahr 1543 ein stattliches Anwesen abgebildet sei. Das Schlössli hatte über die Jahrzehnte verschiedene Besitzer und wurde mehrere Male umgebaut. „Es soll sogar einmal abgebrannt sein, so heisst es auf jeden Fall“, sagt Wicki. Dokumentiert sei dies jedoch nicht.

Was sicher ist: Im Jahr 1800 kauft der Badener Wolf Dreyfuss das Anwesen und lässt es zu einem Haus im Stil des Berner Barocks umbauen. Dabei entstehen vier Wohnungen. Der Turm wird im selben Zug um einen Stock erhöht und mit einer Zwiebelkuppel ausgestattet. Seither hat sich nicht viel verändert – ausser dass die Infrastruktur vor 20 Jahren modernisiert und wertvolle Teile aus der Zeit des Umbaus um 1800 renoviert wurden. Da das Schlössli seit 1947 unter kantonalem Denkmalschutz steht, müssen alle Änderungen und Renovationen mit dem Kanton abgesprochen werden.

Übrigens: Nebst dem Schwanen und der Trotte ist es das einzige Gebäude in Ennetbaden, das unter Denkmalschutz steht. Kachelöfen im Stil Louis XVI gibt es im Haus insgesamt vier. Zwei davon stehen in der Wohnung der Familie Wicki, die sich vom Parterre über den ersten Stock erstreckt. Der Auf- und Abbau des Kachelofens im ersten Stock wird vom kantonalen Denkmalschutz dokumentiert, kontrolliert und finanziell unterstützt. (ELJ)