Skip to main content

Aus der Presse …

Der Landbote: Alte Kachelöfen sind seine Leidenschaft

Die Zahl der Hafner mag immer mehr zurückgehen, aber Fredi Mathys geht die Arbeit nicht aus. Gerade restauriert der Hettlinger einen Winterthurer Kachelofen aus dem 17. Jahrhundert, den er dann in der ehemaligen Coninx-Villa wiederaufbaut.

«Als junger Bauleiter war es einmal unter anderem meine Aufgabe, für Hans-Jörg Hüppi, der gerade in Seen seine Villa baute, einen alten Winterthurer Ofen zu suchen», erzählt Fredi Mathys. Seine Augen strahlen beim Gedanken an diese Erinnerung, die inzwischen viele Jahre zurückliegt. Er konnte den Wunsch des Chefs der gleichnamigen Strassenbaufirma erfüllen. «Wir haben einen passenden Ofen gefunden. » Seitdem ist Fredi Mathys von den wertvollen Öfen der Winterthurer Hafnerdynastie Pfau begeistert.

Der gebürtige Hettlinger, der mit seiner Familie in Seuzach lebt, ist seit 30 Jahren selbstständiger Ofenbauer. Gerade ist er dabei, die alten Kacheln eines alten Pfau-Ofens aus dem Jahre 1697 zu restaurieren. «Ich habe ihn vor Jahren abgebaut und für die Besitzer aufbewahrt», berichtet er. Und jetzt soll das Kunstwerk voll funktionstüchtig in Zürich- Hottingen wieder aufgebaut werden. «Der Ofen kommt in die ehemalige Coninx-Villa», verrät der 57-Jährige. Also dorthin, wo bis vor ein paar Jahren die Kunstsammlung von Werner Coninx untergebracht war, dem Sohn des «Tages-Anzeiger»-Gründers. Die Villa hat heute einen neuen privaten Besitzer.

Auf den Kacheln, die vor ihm liegen, sind lauter Bibelmotive abgebildet. Die Ikonografie stammt aus dem Alten Testament. Der alte Speicherofen erzählt unter anderem die Geschichte von David und Goliath oder von Daniel in der Löwengrube. Die Kacheln zeigen auch Jakobs Traum von der Himmelsleiter oder wie Gott Moses auf dem Sinai erscheint.

Nicht, dass Fredi Mathys grosse Bibelkenntnisse hätte, wie er lachend eingesteht. Das alles wisse er aus dem 1980 erschienenen Verzeichnis von Ueli Bellwald über die Winterthurer Kachelöfen. Dort gibt es auch ein Bild des sechsseitigen Turmofens, das zeigt, wie dieser auf sieben goldenen Löwenfüssen steht. Mathys hat es damals selbst aufgenommen. Bei seiner letzten Aufstellung war besagter Pfau-Ofen laut Bellwalds Datenblatt 228 Zentimeter hoch.

Prominenter Nachbar

Fredi Mathys ist mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder in Hettlingen aufgewachsen. «Peter Spälti war unser Nachbar», erinnert er sich. Mit der Tochter des 2010 verstorbenen Alt-Nationalrates und langjährigen Vorsitzenden der Winterthur Group (heute Axa) sei er zur Schule gegangen. Nach der Sekundarschule in Seuzach begann Fredi Mathys eine Maurerlehre bei der Firma Blatter. Später besuchte er die Bauschule in Aarau, wo er die Höhere Fachschule im Bereich Technik absolvierte. Danach arbeitete er eine Zeit lang als Polier sowie in einem Winterthurer Architekturbüro und absolvierte mit 28 Jahren die dreijährige Hafnerlehre.

Der Pfau-Ofen für Hüppi hatte es ihm angetan. Und da sein Bruder Hafner und Plattenleger war, stieg er in dessen Firma ein. «Nach kurzer Zeit splitteten wir uns einvernehmlich in die beiden Bereiche Plattenleger und Ofenbauer auf», erzählt er. Seither ist Fredi Mathys selbstständiger Hafner.

Zweite Heimat Bündnerland

Als Ofenbauer kam er in ganz Europa herum. Die Aufträge sind breit gestreut, seine Destinationen befinden sich auch mal in Südfrankreich, Ungarn oder der Toskana. Oft arbeite er aber auch in seiner zweiten Heimat Davos, sagt er. Wenn er nicht gerade im Bündnerland ist, wo er kürzlich eine Marienstatue restaurierte, lebt er mit seiner Frau und zwei erwachsenen Kindern, einer Tochter und einem Sohn, in Seuzach. Den Pfau-Ofen für die ehemalige Coninx-Villa restauriert er momentan in seinem Werk- und Lagerraum in Rutschwil.

Neben ihrer Schönheit und geschichtlichen Bedeutung faszinieren Kachelöfen Mathys auch in ihrer Eigenschaft als Speicheröfen: Man legt 10 bis 15 Kilogramm Holz hinein, zündet es an und lässt es niederbrennen. Nach etwa einer Dreiviertelstunde sei der Ofen aufgeheizt. «Und dann hat man 24 Stunden lang warm.»

Dagmar Appelt, 27.1.2020